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Ein hervorragender Artikel in Le Monde Diplomatique, der die Hauptgründe für die beinahe bedingungslose Unterstützung Israels seitens der USA aufzeigt. Irene Gendzier, die Autorin, ist Professorin für Politologie an der Boston University und belegt mit ihrer Forschung, dass sich die USA im Winter 1947/48 kurzzeitig überlegten, den UNO-Teilungsplan abzulehnen, um schliesslich eine pro-israelische, sprich anti-palästinensische Haltung einzunehmen: "Nun hielt man die politische Ausrichtung und militärische Stärke des neuen Staates für nützlich, um die eigenen militär- und energiepolitischen Interessen in der Region durchzusetzen".
Die im Artikel beschriebenen Forschungsergebnisse zeigen, dass in erster Linie ureigene US-amerikanische Interessen zur Unterstützung Israels führen.
Es wäre naiv, die Existenz einer jüdisch-zionistischen Lobby in den USA zu leugnen - dennoch muss ihr Einfluss in Konnotation
zu den US-amerikanischen Interessen gesehen werden. Bedeutend wichtiger sind nämlich die geopolitischen Interessen der USA, sprich der
Western Corporate World, des militärisch-industriellen Komplexes, der Ölkonzerne sowie der Einflussreichtum der 60 Mio. evangelikalen und
zionistischen Christen in den USA, die aufgrund
ihrer eigenen theologischen Grundlage, den Anspruch der zionistischen Juden auf das gesamte "Heilige Land", ohne
Vorbehalt unterstützen.
Ein weiterer Punkt für die oft beinahe pathetisch anmutende amerikanische Unterstützung Israels ist vielleicht in der amerikanischen Geschichte zu suchen: Wenn die amerikanische Gesellschaft das Leid und die Ungerechtigkeit, welche dem palästinensischen Volk durch Israel, dem Westen und der Arabischen Staaten angetan wurden und immer noch werden, anerkennen würde, wäre sie unweigerlich mit ihrer eigenen Geschichte von Vertreibung und Genozid an den Indianern konfrontiert.
FP 16. Dez. 2011
Le Monde Diplomatique vom 14. Oktober 2011
Wie alles anfing
Das Zögern der USA bei der Staatsgründung Israels
Von Irene Gendzier
Glaubt man man den offiziellen Verlautbarungen aus Washington und Tel Aviv, hatten die USA und Israel in diesem Sommer ein überaus wichtiges gemeinsames Anliegen: Sie wollten den Auftritt der Palästinensischen Autonomiebehörde vor der UN-Vollversammlung verhindern, weil die Palästinenser dort Unterstützung für ihre Unabhängigkeitserklärung finden könnten. Dabei wurden - unausgesprochen - Palästina und Israel miteinander verglichen: Hier das angeblich gesetzestreue Mitglied der internationalen Gemeinschaft, dort die politischen Desperados, die sich mit ihren unberechtigten Forderungen an die internationale Gemeinschaft wenden.
Wie fragwürdig solche Vorstellungen sind, zeigt ein Blick auf die Palästinapolitik der USA im Jahr 1948. Damals war es die anstehende Unabhängigkeitserklärung Israels, die als Bedrohung der US-Interessen in der Region wahrgenommen wurde.
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